Ausstrahlung oder Ausstrahlen?

Jeder von uns züch­tet sei­ne eige­nen Dämonen.

Wenn wir ande­re Men­schen beschrei­ben, spre­chen wir von einer posi­ti­ven oder nega­ti­ven Aus­strah­lung. Damit fas­sen wir in Wor­te, wie unser Gegen­über auf uns wirkt. Aber wie kommt die­se Wir­kung auf uns zustande?

Wir sen­den stän­dig etwas aus, rund um die Uhr, ob wir wol­len oder nicht.

Geysir Andernach

Wie ein Stein am Strand, der nach Son­nen­un­ter­gang noch die Wär­me der Son­ne eines gan­zen Tages aus­strahlt, wie die Son­ne selbst sen­den wir uner­müd­lich Infor­ma­tio­nen über uns. Könn­te jemand lesen, was wir immer­zu von uns geben, wür­den wir uns bemü­hen, die­sen Out­put zen­siert im Zaum zu halten. 

Nur sind wir uns des­sen nicht bewusst. 

Gey­sir Ander­nach (Foto: San­dra Bar­bo­sa da Silva)

Hast du gute Lau­ne, strahlst du Freu­de, Lie­be, Mit­ge­fühl, Lebens­lust aus, und alle, die sich in dei­ner Nähe befin­den, haben dar­an teil. Bist du gera­de schlecht drauf, weil jemand dich geär­gert hat oder du ein­fach schlecht geschla­fen hast, hat dein direk­tes Umfeld auch etwas davon. Selbst wenn die Anwe­sen­den dich links lie­gen­las­sen, kön­nen sie dei­ne Nega­ti­vi­tät spü­ren – und wenn sie das nicht tun, bekom­men sie sie trotz­dem ab. Viel­leicht hast du das schon ein­mal erlebt – du bist mor­gens gut gelaunt zur Arbeit gegan­gen, der Tag ist für dich per­sön­lich auch gut ver­lau­fen. Wäre da nicht die sau­er­töp­fi­sche Kol­le­gin gewe­sen, mit deren Lau­ne du abends unge­wollt nach Hau­se gegan­gen bist. Viel­leicht hat sie dir ihr Leid geklagt. Mög­li­cher­wei­se hat sie auch nur den gan­zen Tag vor sich hin geschimpft. In bei­den Fäl­len hat sie ihre nega­ti­ve Ener­gie bei dir abgeladen.

Völ­lig unfrei­wil­lig tra­gen wir unser Innen­le­ben nach außen.

Manch­mal ver­su­chen wir das zu ver­tu­schen, indem wir uns anders geben, uns anders klei­den und etwas ande­res dar­stel­len wol­len als das, was wir gera­de sind. Nur ist die­ses Bild meis­tens schief und wir kön­nen damit nicht jeden überzeugen.

Wir strah­len aus, was wir ausstrahlen. 

Mit dem, was wir aus­sen­den, zie­hen wir auch etwas an. Aber wir kön­nen nur Ähn­li­ches anzie­hen. Sind wir mie­se­pe­trig und pflau­men jeden an, gewin­nen wir damit bei unse­ren Mit­men­schen kei­nen Blu­men­korb. Mit Glück mei­det man uns ein­fach. Und sind wir über­glück­lich, kann das auch auf den muf­fe­ligs­ten Kol­le­gen abfär­ben und sei­ne Stim­mung erhel­len. Mit unse­rer Ener­gie fär­ben wir alles um uns her­um ein. Aber – alles, was du aus­sen­dest, kommt auch zu dir zurück. Das ist das Gesetz der Reso­nanz.

Ener­gie schwingt, und alles, was gleich schwingt, kann mit­ein­an­der kommunizieren.

Alles im Uni­ver­sum unter­liegt einer indi­vi­du­el­len Schwin­gungs­fre­quenz. Man kann sich das vor­stel­len wie bei unter­schied­li­chen Radio­fre­quen­zen. Stellst du an dei­nem Emp­fän­ger eine Fre­quenz ein, auf der dein Lieb­lings­sen­der nicht sen­det, kannst du ihn nicht emp­fan­gen. Eben­so wenig könn­test du ihn emp­fan­gen, wenn er auf dei­ner Fre­quenz zu schwach sen­det. Auch die Per­son, die im Bus hin­ter dir sitzt, kann ganz anders sen­den als du. Schwingt jemand auf einer völ­lig ande­ren Fre­quenz als du, wer­det ihr euch nicht beson­ders gut ver­ste­hen. Bes­ten­falls seid ihr euch ein­fach egal. 

Schwingt ihr ähn­lich, kannst du mit­un­ter füh­len, was der ande­re fühlt.

Im ers­ten Fall tan­giert dich sein Wut­an­fall nicht, im zwei­ten Fall macht er dich betrof­fen oder eben­falls wütend. Oder du weißt bereits vor­her, was der ande­re denkt, noch bevor er es aus­ge­spro­chen hat.

Gehen wir noch einen Schritt wei­ter: Wenn wir nur anzie­hen kön­nen, was wir aus­sen­den, wäre es doch einen Ver­such wert, bewusst posi­tiv zu fun­ken, um unser Leben ange­neh­mer zu gestal­ten. Habe ich schlech­te Lau­ne und ver­su­che den­noch, etwas Posi­ti­ves an mei­nem Tag zu fin­den, wird er sich tat­säch­lich bes­sern – sofern ich das Posi­ti­ve auch wirk­lich füh­len kann. Emo­ti­ons­lo­se Gedan­ken rei­chen nicht aus, man muss auch das pas­sen­de Gefühl mitschicken. 

Wenn du damit her­um­ex­pe­ri­men­tierst, sei unbe­dingt vorsichtig. 

Das Uni­ver­sum und dei­ne See­le den­ken und spre­chen in Bil­dern (wie in dei­nen Träu­men), nicht in Wor­ten oder Sät­zen. Eine nega­ti­ve Aus­sa­ge lässt sich nicht in einem Bild dar­stel­len. Den­ke jetzt nicht an einen lila Hasen. Was siehst du? – Genau. Einen lila Hasen. Sen­de also nicht aus, was du nicht errei­chen möch­test. Also nicht „Hof­fent­lich ver­saue ich das Vor­stel­lungs­ge­spräch mor­gen nicht“, son­dern ver­su­che dir das posi­tiv gelau­fe­ne Gespräch vor­zu­stel­len und das pas­sen­de Glücks­ge­fühl mitzuschicken. 

Und for­mu­lie­re so tref­fend wie möglich. 

Ich habe etwas län­ger gebraucht, um das zu ver­ste­hen. Als mei­ne Kin­der noch jün­ger waren, herrsch­te in unse­rer Kas­se häu­fi­ger mal Ebbe, und ich wünsch­te mir etwas Geld. Aller­dings hat­te ich kei­ne Ahnung, woher es kom­men soll­te, denn mein Wunsch soll­te nie­man­dem scha­den. Unbe­darft, wie ich war, for­mu­lier­te ich mei­nen Wunsch nicht deut­lich genug: Beim ers­ten Mal wur­de mein Auto auf­ge­bro­chen und das alte Radio samt Boxen in der Hut­ab­la­ge gestoh­len. Beim zwei­ten Mal fuhr mir jemand von hin­ten ins Auto und es muss­te repa­riert wer­den. In bei­den Fäl­len bekam ich etwas Geld, hat­te aber auch das Geren­ne damit. Da begriff ich.

Ers­tens: Es funk­tio­niert.
Zwei­tens: Pass ver­dammt noch­mal auf, was du dir wie wünschst.

Das Uni­ver­sum lie­fert immer, und wenn du die Bil­der, die du sen­dest, nuschelst, bekommst du mög­li­cher­wei­se ein uner­wünsch­tes Ergeb­nis. Shit in, shit out.
Schon Max Planck (1858–1947, Begrün­der der Quan­ten­phy­sik) wusste:

„Geist erschafft Materie.“

Dem­nach kön­nen wir per Gedan­ken­kraft alles anzie­hen, und wenn wir das lan­ge genug tun oder ver­su­chen, neh­men die Din­ge in unse­rem Leben Gestalt an. Wenn ich mir bei­spiels­wei­se stän­dig Gedan­ken mache, dass mein Arbeit­ge­ber mich bald nicht mehr beschäf­ti­gen will, weil ich stän­dig krank bin, dann bekom­me ich tat­säch­lich irgend­wann die Kün­di­gung. Was du denkst und fühlst, wird irgend­wann zu dei­ner Rea­li­tät – egal, ob du die Wor­te laut aus­sprichst oder nur heim­lich denkst.

Da mich die­se Theo­rie nicht los­ließ, unter­nahm ich noch einen Ver­such. Die­ses Mal woll­te ich den Part­ner mei­ner Träu­me in mein Leben zie­hen. Wozu auch weni­ger wol­len? – Zunächst muss­te ich mir klar­ma­chen, wie die­se Per­son zu sein hat. Dafür wie­der­um muss­te ich erst ein­mal wis­sen, wie ich selbst ticke.

Wenn man sei­ne Gedan­ken schon nicht ver­ständ­lich den­ken kann, wie sol­len ande­re uns dann verstehen?

Ich schrieb also alle Punk­te und Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten auf, die mein Traum­prinz im posi­ti­ven Sin­ne mit­brin­gen soll­te oder durf­te (wie es so schön heißt – auf jeden Pott passt ein Deckel). Jede ein­zel­ne For­mu­lie­rung prüf­te ich mehr­fach auf Klar­heit und Ver­ständ­lich­keit, bevor ich mei­ne Post auf den Weg durch die Gala­xien schickte.

Zuge­ge­ben, es hat etwas län­ger gedau­ert und ich fing bereits an zu zweifeln.

Eines Tages eröff­ne­te mir mein Sohn, dass er unbe­dingt einen Tauch­schein machen woll­te. Dabei hat­te er mit Schwim­men bis zu dem Tag nichts am Hut. Er ließ abso­lut nicht locker – und im Tauch­ver­ein lern­te ich mei­nen Part­ner ken­nen.
„Blöd­sinn, alles Zufall!“, wer­den eini­ge von euch rufen. Ich jedoch glau­be nicht an Zufäl­le, son­dern dar­an, dass alles einen Sinn ergibt. Auch nega­ti­ve Erleb­nis­se, denn sie las­sen uns ler­nen. Ich muss auch nicht bis ins letz­te Detail ver­ste­hen oder bele­gen kön­nen, war­um es so funk­tio­niert hat – das Ergeb­nis zählt. Jeden Punkt auf mei­ner Traum­prinz-Lis­te konn­te ich als erle­digt abha­ken. Heu­te tau­che ich zwar nicht mehr, aber der Flos­sen­mann ist immer noch an mei­ner Seite.

Es liegt logi­scher­wei­se in der Natur die­ses Geset­zes, dass wir uns selbst scha­den, wenn wir jeman­dem etwas Schlech­tes wün­schen. Wir haben ja genau die­ses Bild ver­schickt, also bekom­men wir auch die pas­sen­de Antwort.

Lebe lan­ge und in Frieden.


von San­dra Bar­bo­sa da Silva

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Wei­ter­füh­ren­de Web­links:
Rhon­da Byr­ne, „Das Gesetz der Anzie­hung“ (Ana­lo­gien)
Das Kyba­li­on – Die sie­ben her­me­ti­schen Geset­ze: Kyba­li­on – Wikipedia

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