Für Lesefaule und Eilige 🙂 – am Ende dieses Beitrags findet ihr den Text auch als Podcast zum Herunterladen.

Lebend kommen wir zwar nicht davon, aber wenn wir sterben, ist es noch lange nicht vorbei.
Das Universum verschwendet nichts, alles verändert nur seine Form und geht in einen anderen Zustand über.
Da Energie nicht sterben kann und auch wir Menschen aus Energie bestehen, müssen wir nach unserem Tod noch irgendwo sein. Unser Körper, das Transportmittel unserer Seele, mag verrotten, unsere Seele jedoch löst sich nicht einfach auf.
Burggelände Tecklenburg (Foto: Sandra Barbosa da Silva)
Doch wo sind wir dann?
Wenn wir das alle so genau wüssten, hätten wir keine Angst mehr. Uns wäre klar, dass der Tod eine wichtige Lebensphase ist, der wir den nötigen Respekt zollen sollten. Die meisten Menschen sagen zwar, dass er „zum Leben dazugehört“, aber genaugenommen akzeptieren sie ihn nicht. Sie verdrängen das Unvermeidliche – man hat ja noch so viel Zeit … Und so verschiebt man die Auseinandersetzung mit diesem Gedanken auf ein unbekanntes Später. Vorbereitet oder nicht, er kommt immer plötzlich.
Wir halten ihn oft für sinnlos.
Aber er ergibt nur so lange keinen Sinn, wie wir die Naturgesetze dahinter nicht verstehen. Wer sich nicht im Laufe seines Lebens gründlich mit dem Tod auseinandersetzt, den trifft er später wie ein Keulenschlag. Selbst diejenigen, die vorher der Meinung waren, sie hätten keine Angst vor ihm, bereuen spätestens auf dem Sterbebett diesen Gedanken und würden das Rad gerne noch einmal zurückdrehen. Leben wir also so, dass wir jederzeit zum Sterben bereit sind und im Nachhinein nichts bereuen oder das Gefühl haben müssen, etwas noch nicht erledigt zu haben.
Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter.
Unsere Körperzellen haben eine innere Ablaufuhr, der Zelltod ist in jeder von ihnen enthalten. Das ist gut so und notwendig – andernfalls könnten sich unsere Zellen nicht immer wieder erneuern. Eine Zelle hat, wie so vieles andere, ein Haltbarkeitsdatum. Ist dieses erreicht oder wurde sie auf anderem Weg geschädigt, muss sie entsorgt werden. Das erledigt unsere körpereigene Müllabfuhr. Zirka alle acht Monate erneuert man seinen Körper nach den genetischen Vorlagen, die in den Zellen gespeichert sind. Die neuen Zellen sind Kopien ihrer Vorgänger, das bedeutet, wenn Krankheiten darin verankert sind, werden auch diese wieder kopiert. Ob mit oder ohne Krankheitsinformation – wir tragen also den täglichen Zelltod immer mit uns herum. Es wäre schlecht für uns, wenn verbrauchte Zellen nicht entsorgt werden könnten, denn dann würde unser Körper nicht mehr richtig funktionieren, Krankheiten entstünden und wir würden vielleicht zu früh sterben.
Viele kleine Tode begleiten uns somit jeden Tag.
Sie sorgen für die Gesunderhaltung unseres Körpers, unseres Transportmittels durch dieses Leben.
Ist der ganze Körper eines Tages soweit, dass eine Erneuerung keinen Sinn mehr ergäbe, ereilt uns der große Tod und der Körper muss sterben. Es ist also sinnvoll, den eigenen Körper wie einen Tempel zu betrachten und ihn stets sauber und gesund zu erhalten. Unser Auto pflegen wir schließlich auch – dabei ist der Körper ist unser primäres Fortbewegungsmittel.
Jahreszeiten des Lebens

Alles in der Natur unterliegt bestimmten Zyklen, auch unser Leben. Tag und Nacht, Ebbe und Flut, die Jahreszeiten, der Menstruationszyklus der Frau, eine Schwangerschaft. Wenn wir genau hinschauen, entdecken wir einen Zyklus in allem.
Wir werden geboren, kommen in die Pubertät (Frühling) und werden geschlechtsreif, gründen vielleicht eine Familie (Sommer). Mit zunehmendem Alter wird man reifer, die Weisheit kommt, aber der Körper baut schon wieder ab (Herbst). Wie eine Pflanze auf dem Acker vergeht auch unser Körper.
Er stirbt, um sich nach einer langen Phase des Ausruhens – dem Tod – in einem neuen Körper mit neuen Aufgaben wieder ins Rennen zu stürzen (Winter).
Dasselbe kann man auf jede Situation übertragen. Nehmen wir eine Berufsausbildung: Zunächst bekommt man in der Schule eine Grundausbildung, bevor man sich einen Schwerpunkt aussucht und seinen Schulabschluss macht. Man beginnt entweder eine Fachausbildung oder ein Studium und erwirbt einen weiteren Abschluss, bevor man reif für den Beruf ist. Dort arbeitet man sich zunächst ein und betreut vielleicht irgendwann selbst Auszubildende. Eines Tages kommt dann der „Lebensabend“ Rentenalter.
Auch die Entwicklung der Menschheit unterliegt den gleichen Zyklen – selbst wenn wir bereits Tausende von Jahren auf der Erde wohnen, sind wir noch lange nicht an unserer Seniorenzeit angekommen. Schaut man sich die westliche Gesellschaft an, sind wir höchstens gerade dabei, aus der Pubertät herauszuwachsen.
Zwischen den einzelnen Phasen findet ganz viel Leben statt, das ausgekostet werden möchte.
Zu viel Zeit verplempern wir mit unwichtigen Dingen, die uns nicht voranbringen. Auch kürzere Situationen bestehen aus Geburt, Reife und Tod. Jede Entscheidung führt uns an eine T‑Kreuzung, an der entweder der eine oder der andere Gedanke sterben muss, damit wir voranschreiten können.
Wenn wir eine Idee haben, muss diese erst in uns reifen, bevor wir sie in die Tat umsetzen und die Früchte ernten können. Hat sie ausgedient, stirbt die Idee oder besser gesagt das, was aus ihr geworden ist. Sie macht neuen Ideen Platz.
Initiationen
Diese einzelnen Stationen in unserem Lebens-Jahreszeiten-Szenario können wir auch als Initiationen bezeichnen; jede einzelne Phase hebt uns auf das nächste Level unserer persönlichen Entwicklung. Danach ist unser Leben nie wieder das gleiche wie vorher – das alte muss für das neue sterben. Wir haben unsere Aufgabe gelernt und dürfen weitermachen. So beendet der Beginn der Pubertät unsere Kindheit, eine Hochzeit beendet unser Singledasein und bringt ganz neue Aufgaben und Verpflichtungen mit sich.
Auch der Tod ist eine Initiation.

Wir reflektieren unser ganzes Leben noch einmal, schauen uns an, was wir gelernt haben, wen wir geliebt oder gehasst haben – aber auch, wem wir verzeihen müssen oder wen wir um Verzeihung bitten müssen. Wir ziehen Bilanz. Danach geht es weiter, durch das Portal Tod auf die andere Seite hinter dem Vorhang, wo wir uns ausruhen dürfen, bevor wir mit einem neuen Plan in ein neues Leben starten.
Traumwelt / Jenseits
Wie kommen wir nun hinüber auf die andere Seite und anschließend in das nächste Leben? Der Sterbevorgang ist nichts anderes als der Geburtsvorgang; beides kann schnell oder langsam gehen und ist mehr oder minder mit Schmerzen verbunden. Beide Vorgänge jedoch bringen uns hinüber in die jeweils andere Welt.
Wenn wir Angst vor dem Tod haben, müssten wir genauso Angst vor der Geburt haben. Vielleicht haben wir das ja auch, aber wir erinnern uns nicht mehr.
Nur, weil du dich nicht erinnerst, heißt es nicht, dass etwas nicht vorhanden ist.
Erinnerst du dich an die ersten drei Jahre dieses Lebens oder an die neun Monate im Mutterleib? – Vermutlich nicht, aber du würdest nie abstreiten, dass diese Zeit in deinem Lebenslauf existiert.
Du wirst fragen: „Wo genau ist nun also das ‚Jenseits‘? Wie muss ich es mir vorstellen?“
Gegenfrage: Wenn du träumst, wo bist du dann? – Die nicht-körperliche Welt ist genau dort.
Jede Nacht bist du auf der anderen Seite unterwegs, ob du dich an deine Träume erinnerst oder nicht. Du ruhst dich aus, verarbeitest Dinge oder wagst einen Blick in die Zukunft. Möglicherweise kehrst du mit neuen Impulsen von deinen nächtlichen Ausflügen zurück. Wenn die Nacht stirbt und dem neuen Tag Platz macht, stehen dir erneut alle Möglichkeiten offen.
Wir sind jeden Tag von vielen kleinen Toden umgeben, er ist unser ständiger Begleiter. Er sorgt dafür, dass alles seinen natürlichen Weg nimmt.
Auf eine Art beruhigend.
Hier der Text als Podcast:
von Sandra Barbosa da Silva
