Everybody’s Darling

Vor­sicht: Nichts ist, wie es scheint.

(Foto: pix­a­bay / OpenClipart-Vectors)

Lan­ge habe ich mich gefragt, wie man­che Men­schen es schaf­fen, über­all beliebt zu sein. Sie gehen mit einer Leich­tig­keit durchs Leben, die sie nir­gend­wo anecken lässt. Kom­men sie in einen Raum, zie­hen sie die Bli­cke und Sym­pa­thien der ande­ren auf sich, sind sofort umringt.
Als Kind war ich nei­disch. Ich woll­te doch auch dazu­ge­hö­ren, woll­te wie ande­re vie­le Freun­de haben und immer nur Son­nen­schein ern­ten. War­um klapp­te das nicht?

Ganz ein­fach: Ich war nicht sie.

Everybody’s Dar­ling – bei die­sem Begriff mag man an ein klei­nes Mäd­chen den­ken, mit blon­den Locken im süßen Kleid­chen, wel­ches so brav und zau­ber­haft ist, dass man es ein­fach lieb­ha­ben muss.
Oder an einen erwach­se­nen Men­schen, der so nett ist, dass ihm alle Her­zen ein­fach nur so zuflie­gen. Jeman­den, den man gern um sich hat.
Oder auch ein­fach nur an eine Per­son, die alles tut, um jedem zu gefal­len – und das ist nicht nur Frauensache.

Die­ser Gedan­ke ver­half mir zur Kurs­kor­rek­tur – die Fra­ge muss­te nicht lau­ten „War­um klappt es mit mei­ner Beliebt­heit nicht?“, son­dern „War­um soll­te ich jedem gefal­len wol­len?

Auch, wenn ich selbst eine Wei­le lang ver­such­te, um des Frie­dens wil­len ein Dar­ling zu sein, so war der Drang mein Ich zu fin­den grö­ßer, als zu der Per­son zu wer­den, die ande­re von mir erwar­te­ten. Das Leben eines ande­ren zu leben anstatt mein eige­nes, bes­ser gesagt „gelebt zu wer­den“, ver­ur­sach­te gro­ßes Unbe­ha­gen.
Schließ­lich ist man der ein­zi­ge Mensch, vor dem man nicht weg­lau­fen kann, man muss also irgend­wie mit sich selbst klar­kom­men kön­nen. Und das ein gan­zes Leben lang.

An wel­chen Eigen­schaf­ten kann man einen Dar­ling erkennen?

  • wirkt unschul­dig
  • schreit nie­man­den an
  • tut, was man ihm/ihr auf­ge­tra­gen hat
  • hin­ter­fragt nicht (öffent­lich), dis­ku­tiert nicht, gibt nie­mals Widerworte
  • akzep­tiert immer die Mei­nung der anderen
  • stellt eige­ne Wün­sche für die der ande­ren zurück
  • ver­sucht immer, es allen recht zu machen, möch­te allen gefallen
  • Per­fek­tio­nis­mus
  • höf­lich
  • ist süß, gutaussehend
  • lus­tig
  • hat vie­le Freunde
  • schwimmt immer mit dem Mainstream
  • ver­sucht sich über­all einzubringen
  • ist berech­nend
  • tut auf char­man­te Art alles, um sei­nen Wil­len zu bekommen
  • usw. – auch hier gibt es unzäh­li­ge Schattierungen

Natür­lich tref­fen die­se Eigen­schaf­ten nicht alle auf jeden Dar­ling zu – manch­mal ist es nur eine ein­zi­ge. Ande­re Lebens­um­stän­de, ande­re Fami­li­en­si­tua­ti­on – Beweg­grün­de und Aus­prä­gun­gen sind man­nig­fal­tig; oft erkennt man einen Dar­ling nicht ein­mal als solchen. 

Gene­rell mag man den­ken, Dar­lin­ge hät­ten es im Leben ein­fa­cher; sie sei­en begna­det, aus­er­wählt oder hät­ten etwas Magi­sches an sich, das ande­re ein­fach anzie­hen muss – mög­li­cher­wei­se ist man auch eifer­süch­tig: Was hat die­se Per­son, das ich nicht habe? Wie­so habe ich nicht sol­ches Glück?

Sei dir sicher – du möch­test nicht tau­schen. Der Preis ist zu hoch. 

Eine gan­ze Wei­le magst du mit die­sem Ver­hal­tens­mus­ter gut durchs Leben kom­men (und so hat man es ja schließ­lich gelernt), du glaubst, du schwimmst auf der Erfolgs­wel­le, hast mit nie­man­dem Stress, eckst nir­gend­wo an, kurz­um: Du wirst von allen gemocht – zumin­dest denkst du das.
Eines Tages wird dir jedoch bewusst, dass dein Leben ganz schön anstren­gend ist und du kein biss­chen Zeit für dei­ne eige­nen Wün­sche hast. Mög­li­cher­wei­se bemerkst du ers­te emo­tio­na­le oder kör­per­li­che Unpäss­lich­kei­ten, bekommst man­che Din­ge ein­fach nicht in den Griff. Du hetzt von A nach B und von Ter­min zu Ter­min, um die Erwar­tun­gen zu erfül­len, die ande­re an dich stel­len. Um dei­ne eige­nen zu erfül­len, fehlt dir die Zeit. Dir wird klar, dass du dich oft auf eine Wei­se ver­hältst, die gar nicht zu dir passt. Unan­ge­neh­me Situa­tio­nen wie­der­ho­len sich, und viel­leicht wirst du sogar zu einem „shit magnet“: „Wie­so pas­siert das immer mir?“

Das alles för­dert star­ken inne­ren Stress und Druck; man hat irgend­wann ordent­lich „Dampf auf dem Kes­sel“, der sich eines schö­nen Tages einen Weg nach drau­ßen suchen muss – ent­we­der in Form eines emo­tio­na­len Aus­bruchs oder durch eine kör­per­li­che Krankheit.

Migrä­ne? Herz­rhyth­mus­stö­run­gen? Blut­hoch­druck? Magen­schleim­haut­ent­zün­dun­gen?
Fühl ein­mal tief in dich hin­ein, ob du nicht viel­leicht ein Teil­zeit-Dar­ling sein könntest.

„Ha, ich doch nicht. Ich muss nicht jedem gefal­len! Mir ist egal, was ande­re über mich denken.“

Bist du dir des­sen wirk­lich abso­lut sicher? Oder bist du bei irgend­wem, in irgend­ei­nem Lebens­be­reich, in irgend­ei­ner Situa­ti­on even­tu­ell doch nicht ganz du? Viel­leicht ist es dir egal, was sie über dich den­ken. Mög­li­cher­wei­se ist es dir aber nicht egal, ob du mit jeman­dem Stress oder Ärger bekommst, nur weil du an dei­nem Ich-Sein fest­hältst.
Das ist mir auch pas­siert. Und es hat lan­ge gedau­ert, bis ich erkannt habe, dass ich mich damit nur immer wie­der in die glei­che End­los­schlei­fe rei­te.
Wenn man nicht scho­nungs­los ehr­lich zu sich selbst ist, kommt man an die ver­bor­ge­nen Schät­ze nicht heran.

Was sind mög­li­che Hin­ter­grün­de für die­se Selbstverleugnung?

  • Ich möch­te ande­re nicht ver­let­zen.
    Eine löb­li­che Ein­stel­lung, aber sie beruht meis­tens nicht auf Mit­ge­fühl (das wäre gesund), son­dern auf Angst (das ist unge­sund). Die­se Aus­sa­ge ist oft ein bewuss­ter oder unbe­wuss­ter Vor­wand; in Wahr­heit habe ich Angst, selbst ver­letzt zu wer­den und tue daher alles, damit mein Gegen­über nicht nega­tiv auf mich reagiert.
    Ein klei­nes Kind ent­wi­ckelt so z. B. einen Schutz­me­cha­nis­mus sei­nem Umfeld gegen­über. Wenn es sich immer abge­wie­sen, beschimpft oder nicht geliebt fühlt (was nicht bedeu­tet, dass es immer so ist; das Kind inter­pre­tiert es nur so), ent­wi­ckelt es Ver­hal­tens­wei­sen, die ihm die Zunei­gung der ande­ren sichern. 
    Man ver­biegt sich also für ande­re, stellt sich selbst in den Hin­ter­grund. Die See­le kann sich nicht aus­drü­cken. Schlimms­ten­falls ver­liert man die Ver­bin­dung zu sich selbst, wird zur Mario­net­te ande­rer und bekommt nichts mehr auf die Kette.
  • Ich möch­te kei­nen Ärger.
    Sie­he ers­ter Punkt; Schutzmechanismus.
  • Wenn ich beliebt bin, habe ich vie­le Freun­de, man küm­mert sich um mich.
    = dann bekom­me ich die Auf­merk­sam­keit, die ich mir so sehr wün­sche (man­geln­de Selbst­lie­be, ich  mag mich selbst nicht genug).
  • Wenn ich mei­ne Mei­nung sage, wer­den ande­re sau­er oder mögen mich nicht mehr.
    = damit mache ich mich unbeliebt.
  • Das macht man halt so. Alle tun das. Es wird von einem erwar­tet.
    Man hat es so bei­gebracht bekom­men und bis­her nicht hin­ter­fragt, war­um das so ist. Dabei sind wir nicht auf die­se Welt gekom­men, um die Erwar­tun­gen der ande­ren zu erfül­len. Wir sind hier, um unse­re eige­nen Erwar­tun­gen an uns selbst, an das Leben zu erfül­len. Und wenn es uns gut geht, kön­nen wir uns auch gut um ande­re küm­mern.
    Jeder hat indi­vi­du­el­le Erwar­tun­gen, die man nicht unbe­dingt mit denen der ande­ren ver­glei­chen kann. Jedoch tun wir genau das – aber ein roter Apfel wird nie­mals zur grü­nen Birne.
  • Ich will ein­fach nur Erfolg und dafür tue ich alles.

Ich ver­stand, dass ich, um ein Dar­ling zu sein, mög­lichst mei­ne eige­nen Bedürf­nis­se und die Art, wie ich sein woll­te, zurück­stel­len muss­te. Was ande­re woll­ten, schien wich­ti­ger. Was ich nicht ver­stand war, war­um die ande­ren im Gegen­zug nicht auf mei­ne Bedürf­nis­se ach­te­ten. Wenn doch immer die ande­ren wich­ti­ger waren, muss­te sich doch auch jemand für mich ein­set­zen? Soll­te es nicht zumin­dest eine Balan­ce geben, eine Har­mo­nie, ein Geben und Neh­men?
Heu­te weiß ich, dass sie das gar nicht konn­ten, weil ich es nie aus­ge­spro­chen habe. Ich woll­te ja „Har­mo­nie“ um jeden Preis.

War­um ist uns unser eige­nes Wohl­erge­hen bloß so unwichtig?

Ist es nicht. Aber die Angst vor den Kon­se­quen­zen ist zu groß. Dann nervt viel­leicht die Mut­ter, es gibt Zoff mit dem Vater, die Bezie­hung stresst her­um, die Kin­der sind zu anstren­gend, der Arbeit­ge­ber doof – alles kei­ne ange­neh­men Aus­sich­ten. Der Mensch ist ein har­mo­nie­be­dürf­ti­ges Wesen. Und so ver­su­chen wir so zu sein, wie ande­re uns haben wol­len (zumin­dest den­ken wir das). Am Anfang ist da nur die Fami­lie. Dann kom­men Freun­de dazu. Anschlie­ßend noch Kol­le­gen und so wei­ter und so fort; die Trup­pe derer, die uns mögen sol­len, wird immer grö­ßer. Und wir müss­ten uns zu einem kel­ti­schen Kno­ten ver­dre­hen, um unser ver­meint­lich har­mo­ni­sches Umfeld auf­recht­zu­er­hal­ten. Damit wer­den wir jedoch zum Lüg­ner, vor allem vor uns selbst. Wir haben uns eigen­stän­dig ins Aus geschos­sen und uns damit eine Welt des Scheins erschaf­fen, nicht des Seins. 

Durch das stän­di­ge Sich-für-ande­re-ver­bie­gen kön­nen wir nicht authen­tisch sein. Da wir aber nur das anzie­hen kön­nen, was wir aus­sen­den, ist unser Umfeld genau das – ein völ­lig ver­zerr­tes Bild von uns selbst. Die Freund­schaf­ten sind ober­fläch­lich und oft nicht echt. Sagt so ein Dar­ling ein­mal offen sei­ne Mei­nung, ent­liebt sich unser Gegen­über recht schnell („so bist du doch sonst nicht, damit kom­me ich gar nicht klar“).
Kein Wun­der, dass wir uns nicht wohlfühlen.

Wie wir dahin­ge­kom­men sind, wis­sen wir irgend­wann nicht mehr, wir betrei­ben Schadensbegrenzung.

Was ist nun genau „Har­mo­nie“?

„Dass alles ruhig ist, alle sich gut ver­ste­hen und lieb­ha­ben.“ – Tun sie das?
Posi­tiv exis­tiert nicht ohne Nega­tiv. Har­mo­nie bedeu­tet die Balan­ce zwi­schen bei­den Aspek­ten, im bes­ten Fall ohne groß­ar­ti­ge Pen­del­schwün­ge in die eine oder ande­re Rich­tung. Wer ein­mal ein Pen­del in der Hand hat­te weiß, dass es nach dem Schwung in die eine Rich­tung (z. B. „Posi­tiv“) mit genau der glei­chen Kraft auch in die ande­re („Nega­tiv“) schwin­gen muss. Immer nur zum Posi­ti­ven hin zu stre­ben, kann also nicht funk­tio­nie­ren. Und noch schlim­mer: Je wei­ter wir aus­ho­len und das Posi­ti­ve mit aller Macht errei­chen wol­len, des­to wei­ter wird auch der Pen­del­schwung ins Nega­ti­ve sein. Das ande­re darf und muss also da sein.
Wenn du mor­gens ins Büro kommst, sich alle grin­send einen guten Mor­gen wün­schen und du trotz­dem das Gefühl hast, man kön­ne die Luft durch­schnei­den, dann wür­dest du dies nicht als har­mo­nisch bezeich­nen, auch wenn es den Anschein hat.
Har­mo­nie bedeu­tet, dass man auch ein­mal Gren­zen setzt, etwas ver­neint, oder einen Vor­schlag ablehnt, ohne dass uns der ande­re gleich dafür ver­ur­teilt oder sich zurück­ge­wie­sen fühlt. Dass man viel­leicht gemein­sam einen ande­ren Weg fin­det, der bei­de glück­lich macht. Har­mo­nie bedeu­tet, den Ande­ren so zu neh­men wie er ist, ohne ihn ver­bie­gen zu wollen.

„Wenn es so ein­fach wäre, die­se Ängs­te und Inter­pre­ta­tio­nen abzu­schal­ten, wür­de das ja jeder tun und nie­mand müss­te sich mehr verbiegen.“ 

Dies wirft die Fra­ge auf, wie man über­haupt dazu gekom­men ist, sich selbst ver­leug­nen zu müs­sen. Die oben erwähn­ten Hin­ter­grün­de sind nur das, was ganz offen­sicht­lich oben­auf liegt, sind die aktu­el­len Geschich­ten zu dem Ur-Erleb­nis, das wir so lan­ge wie­der durch­ma­chen, bis wir unse­re Lek­ti­on gelernt haben. Die Spit­ze unse­res per­sön­li­chen Eis­bergs sozusagen.

Oder noch wei­ter zurück.
Jedes nicht bewäl­tig­te emo­tio­na­le Erleb­nis spei­chern wir zusam­men mit der erfah­re­nen Situa­ti­on ab.
Als klei­nes Kind sind wir dar­auf ange­wie­sen, dass uns jemand unse­re Emo­tio­nen erklärt, uns hilft, ein Erleb­nis durch­zu­ste­hen und zu ver­ar­bei­ten. Im Erwach­se­nen­al­ter kön­nen wir viel­leicht über unse­re dama­li­ge Reak­ti­on lachen, aber als wir in die­sem Erleb­nis steck­ten, waren wir ver­zwei­felt. Sprü­che wie „ist doch alles gar nicht so schlimm, jam­mer nicht“ sind nicht hilf­reich. Man lernt dar­aus nur, dass die eige­nen Emp­fin­dun­gen nicht wich­tig sind.
Irgend­wann unter­drückt man das Bedürf­nis, sich mit­zu­tei­len, packt die Ängs­te und Sor­gen in einen gro­ßen Sack in die unters­te Kel­le­re­cke der Psy­che und hofft, dass sie nie wie­der hochkommen.

Aber das tun sie.

Im Lau­fe unse­res Lebens sam­meln wir immer mehr Geschich­ten zum glei­chen Ereig­nis; wie wei­te­re Bewei­se bestä­ti­gen sie unser Erleb­nis – und unser Schat­ten-Sack wird immer schwe­rer. So lan­ge wir die­ses The­ma aber nicht auf­lö­sen, schlep­pen wir es schlimms­ten­falls unser gan­zes Leben lang mit uns her­um. Oft erin­nern wir uns nicht mehr an das ers­te Mal, und so wird es zu einem Pro­gramm, das abge­spult wird, sobald einer auf den pas­sen­den Knopf drückt.

„Wenn du das und das machst, dann hab ich dich nicht mehr lieb.“ – Emo­tio­na­le Erpres­sung als Druck­mit­tel gegen ein auf­müp­fi­ges Kind, mit dem man sich über­for­dert fühlt. Das Kind kann sich nur schüt­zen, indem es sein Ego an die Sei­te stellt oder es gleich ganz unter­drückt. Die Eltern bekom­men ihr Vor­zei­ge-Kind, der Teen­ager ist der höf­li­che Mus­ter­schü­ler, der Chef hat einen unver­zicht­ba­ren Mit­ar­bei­ter, der sei­ne lin­ke und rech­te Hand dar­stellt.
Jahr­zehn­te spä­ter sucht sich das ech­te Ich sei­nen Weg nach drau­ßen – die Kri­se ist vor­pro­gram­miert. Per­fek­tio­nis­mus, Para­noia, Was-wäre-Wenn Sze­na­ri­en, extre­mes Sicherheitsbedürfnis.

Das bedeu­tet nicht, dass wir alle eine schwe­re Kind­heit hat­ten. Unse­re Bezugs­per­so­nen haben/hatten ihre eige­nen Päck­chen zu tra­gen und muss­ten dar­über hin­aus noch ver­su­chen, einen neu­en Men­schen auf die Her­aus­for­de­rung Leben vor­zu­be­rei­ten. Weil wir viel­leicht häu­fi­ger mal zurück­ge­wie­sen wur­den, als wir Auf­merk­sam­keit gebraucht hät­ten, wur­den wir nicht weni­ger geliebt. Ein klei­nes Kind jedoch ist noch sehr ver­letz­lich, ver­steht die Situa­ti­on nicht und wenn es ihm nie­mand erklärt, bleibt es mit sei­nen über­wäl­ti­gen­den Emo­tio­nen allein.

Wie bereits erwähnt, muss das ers­te Erleb­nis nicht in der Kind­heit lie­gen. Wir kön­nen auch im Erwach­se­nen­al­ter etwas erle­ben, das einen neu­en Aus­lö­ser, einen Trig­ger, schafft.

„Aber wenn jeder so ein Dar­ling wäre, gäbe es kei­ne Krie­ge mehr.“

Ganz im Gegen­teil. Es gibt Krie­ge, eben weil die Men­schen nicht authen­tisch sind, weil sie Ängs­te und Sor­gen haben, weil sie aus einem Man­gel­den­ken her­aus mei­nen, sich berei­chern zu müs­sen, weil sie inter­pre­tie­ren, anstatt mit­ein­an­der zu spre­chen und so wei­ter und so fort.
Wie soll die Ener­gie einer Nati­on in Balan­ce sein, wenn es ihre ein­zel­nen Mit­glie­der nicht sind?
Der Weg zu einer bes­se­ren Welt ist also erst mal der Weg zurück zu uns selbst. Nur so kön­nen wir wirk­lich etwas bewirken.

Wie kommt man aus der Num­mer wie­der raus?

Zu sich selbst zu fin­den bedeu­tet nicht, dass man die Sau raus­lässt, jeden vor den Kopf stößt und nur noch ego­is­tisch unter­wegs ist. Es bedeu­tet genau zu wis­sen, was man möch­te und was nicht und die­ses auch ehr­lich zu sagen. Feh­ler ein­zu­ge­ste­hen, durch die Bril­le des ande­ren zu schau­en und sich selbst und die Welt nicht all­zu ernst zu nehmen:

  • Din­ge offen anspre­chen, auf eine Lösung hinarbeiten
  • den ande­ren anhö­ren, aber auch die eige­ne Mei­nung sagen „das passt für mich nicht, lass es uns doch so und so machen“
  • nichts inter­pre­tie­ren, lie­ber nach­fra­gen (auf­re­gen kann man sich dann immer noch) – oft ist es ganz anders, als wir dach­ten – so kom­men die Miss­ver­ständ­nis­se ins Spiel. Je genau­er wir hin­ter­fra­gen und for­mu­lie­ren, des­to bes­ser wird unse­re Wahrnehmung
  • for­mu­lie­re dei­ne Aus­sa­gen tref­fend, lass nicht so vie­le Inter­pre­ta­ti­ons­mög­lich­kei­ten offen
  • kei­ne Angst vor den Kon­se­quen­zen haben; Men­schen, die dann nichts mehr mit dir zu tun haben wol­len, woll­ten nie dein Bes­tes (nur ihr eigenes)
  • Ener­gie- und Schat­ten­ar­beit, um die dich­ten, nega­ti­ven Ener­gien wie Ängs­te und ner­vi­ge Emo­tio­nen, die dich immer wie­der blo­ckie­ren, umzu­wan­deln und sie posi­tiv nut­zen zu kön­nen. Sind die Abdrü­cke erst ein­mal aus dei­nem per­sön­li­chen Feld ent­fernt, kön­nen die Ener­gien wie­der frei flie­ßen. Es stellt sich ech­ter Frie­den ein.

Wenn du wirk­lich DU bist, bist du echt, sagst die Wahr­heit. Damit ziehst du ande­re authen­ti­sche Men­schen an, es ergibt sich ein ganz ande­res Umfeld, mit gegen­sei­ti­gem Ver­ste­hen, Hilfs­be­reit­schaft, kon­struk­ti­ver Kri­tik und einem wohl­wol­len­den Mit­ein­an­der. Jeder lässt den ande­ren sein, wie er ist – nur so ent­wi­ckelt man sich wirk­lich wei­ter.
Dann bist du wirk­lich GUT.

Die ursprüng­li­che, voll­stän­di­ge mensch­li­che See­le ist immer wohl­wol­lend, kann aber auch sehr bestimmt und nach­drück­lich „Nein“ sagen. Dies bedeu­tet aber noch lan­ge kei­nen Streit. Es bedeu­tet ein­fach eine ande­re Meinung.

Everybody’s Dar­ling is Everybody’s Fool.


von San­dra Bar­bo­sa da Sil­va

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Wenn du noch wei­ter ein­tau­chen möch­test:
„The Wis­dom of Trau­ma“ (Film) / Dr. Gabor Maté

„Wenn der Kör­per Nein sagt. Wie ver­bor­ge­ner Stress krank macht“ / Dr. Gabor Maté
„Schat­ten­ar­beit“
/ Debbie Ford
„Owning Your Own Shadow: Under­stan­ding the Dark Side of the Psy­che“ / Robert A. Johnson

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